Rezension: So weit der Fluss uns trägt

Das Debüt der amerikanischen Autorin Shelly Read wird vom Verlag angekündigt als der Roman, über den 2023 die ganze Welt sprechen wird. Hat die Coming-of-Age-Geschichte der jungen Victoria Nash aus Colorado wirklich das Zeug zum Bestseller?

 

Das sagt der Klappentext: 

Cover Shelley Read: So weit der Fluss uns trägt

Shelley Read: So weit der Fluss uns trägt

Erscheinungsdatum: 28.06.2023 - Verlag: C.Bertelsmann Verlag - Seitenzahl: 368

Am Fuße der Berge Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater und ihrem Bruder in rauer Abgeschiedenheit. Doch der Tag, an dem sie dem freiheitsliebenden Wil begegnet, verändert alles. Bald ist Victoria gezwungen, das Leben, das sie kennt, aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen. Dort muss sie ums Überleben kämpfen – um ihr eigenes und um das ihres ungeborenen Kindes. Als sie endlich die Kraft findet, neu anzufangen, droht der Fluss, alles zu zerstören, was ihrer Familie seit Generationen ein Zuhause war.

Ein lebenskluger Roman über unsere Verbindung zur Natur, über Familie und die Stärke einer Frau, die Unglaubliches erlebt und doch niemals den Mut verliert.

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Rezension zu "So weit der Fluss uns trägt" von Shelley Read:

Vier Freundinnen, deren Männer und Kinder, treffen sich auf einem luxuriösen Anwesen in Frankreich zum gemeinsamen Urlaub. Go as a River ist der Titel der Originalausgabe und zugleich die Lehre des Buches: Sei wie ein Fluss, fließe immer weiter, auch wenn es Hindernisse gibt. Finde deinen Weg. Schau nach vorne und nicht zurück. Die Entscheidungen, die du aus dem Augenblick heraus triffst, weil sie zu diesem Zeitpunkt richtig sind, sind es auch später.

Diese tröstliche Weisheiten sind eingebettet in eine traurige Geschichte. Victoria „Torie“ Nash, deren Familie in dritter Generation eine kleine Farm bewirtschaftet, die berühmt für ihre Pfirsiche ist, verliert durch einen Unfall schon als Kind ihre Mutter und wächst alleine mit Vater und Bruder und einem durch den Krieg gezeichneten, jähzornigem Onkel auf. Keiner kann sich in die junge Frau hineinversetzen; eine weibliche Vorbildperson fehlt.

Ein Spaziergang verändert Victorias Leben grundlegend, als sie sich in einen jungen Mann verliebt. Die Liebe wird tragisch enden und Victorias ganzes weiteres Leben bestimmten. Sie wird alles verlieren und trotzdem weitermachen - getreu dem Motto „Go as a River“, das ihr der junge Mann früh vermittelt hat.

In gewisser Weise ist der Roman ein Roman vom Erwachsenwerden einer jungen Frau, von Verantwortung, verpassten Chancen, Fehlern und dem Mut, sich diesen zu stellen. Er ist eine Coming-of-Age-Geschichte die zeigt, wie auch der Zeitgeist ein Leben prägen kann und wir nur wenige Jahre und ein paar Kilometer Abstand Victorias Leben hätten ganz anders verlaufen lassen können.

Früher einmal hatte es auch an diesem Ort vielversprechende Zukunftsaussichten und Liebe gegeben. Doch dann waren diese Hoffnungen eine nach der anderen erloschen.“ (Zitat aus: So weit der Fluss uns trägt, Print-Ausgabe, Seite 199)

Auch wenn es glückliche Momente gibt, ist der Roman überwiegend von den Scheren Momenten geprägt. Er erzählt von traurigen Figuren wie etwa der Nachbarin Ruby-Alice, die von allen als Hexe gemieden wird, tatsächlich aber ein gutes Herz hat und die einzige ist, die Victoria hilft, als es niemand mehr tut. Er erzählt auch von Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Gefühle ausdrücken können und von großen Missverständnissen, die dadurch entstehen.

Hinzu kommt eine atmosphärische Schilderung der Natur. Shelly Read lebt selbst in der Natur, die sie beschreibt und das merkt man. Die Verbundenheit von Lebensgeschichte und dem Ort, an dem man aufgewachsen ist, ist ihr ein Herzensthema.

Auch wenn ich mit dem bisher geschriebenen sehr allgemein geblieben bin, um nicht zu viel von der Geschichte vorab zu verraten, ist "So weit der Fluss uns trägt" ein tiefgründiger Roman. Für das Lesen der knapp 400 Seiten benötigt es nicht viel Zeit, aber man muss sich Zeit nehmen, um ihm wirken zu lassen.

Alles in allem gehört So weit der Fluss uns trägt für mich damit zu den herausragenden Romanen, deren Geschichten beeindrucken. Er kann sich damit durchaus messen mit beispielsweise Chris Whitakers Von hier bis zum Anfang, Kristin Hannahs Die vier Winde oder Michael Christies Das Flüstern der Bäume.

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