Friedrich Wilhelm Murnau: CITY GIRL

Ein Film, ein Band – die "Film|Lektüren" nehmen sich Zeit und Raum. Band 5 ist mit Friedrich Wilhelm Murnaus "City Girl" (1930) einem der vielleicht unbekanntesten Filme des Regisseurs gewidmet – und doch gibt es viele Gründe, diesen klaren, schnörkellosen und schönen Film für ein breiteres Publikum wiederzuentdecken. Nach verworrener Entstehungsgeschichte wurde Murnaus dritte und letzte Hollywood-Produktion – kurz nach Einführung des Tonfilms noch als Stummfilm gedreht – schnell auf Halde gelegt. So konnten sich die zeitgenössischen Zuschauer kein Bild von der auffälligen Modernität des Films machen. Doch "City... alles anzeigen expand_more

Ein Film, ein Band – die "Film|Lektüren" nehmen sich Zeit und Raum. Band 5 ist mit Friedrich Wilhelm Murnaus "City Girl" (1930) einem der vielleicht unbekanntesten Filme des Regisseurs gewidmet – und doch gibt es viele Gründe, diesen klaren, schnörkellosen und schönen Film für ein breiteres Publikum wiederzuentdecken.

Nach verworrener Entstehungsgeschichte wurde Murnaus dritte und letzte Hollywood-Produktion – kurz nach Einführung des Tonfilms noch als Stummfilm gedreht – schnell auf Halde gelegt. So konnten sich die zeitgenössischen Zuschauer kein Bild von der auffälligen Modernität des Films machen. Doch "City Girl" greift zahlreiche gesellschaftliche Strömungen und Stimmungen auf, die Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre in den USA kursierten. Dazu gehören kurz nach dem Börsencrash im Oktober 1929 und dem Beginn der Weltwirtschaftskrise Themen wie Verschuldung und drohende Verarmung, der Statusverlust der Landwirte, der Konflikt zwischen Großstadt und Landbevölkerung oder die Emanzipation der Frau. Vor diesem Hintergrund tritt ein Bild des Regisseurs hervor, das dem verbreiteten Verständnis von Murnau als Melancholiker und Romantiker eine weitere Facette hinzufügt.



Jörn Glasenapp, Studium der Germanistik, Amerikanistik und Anglistik in Göttingen; 1999 Promotion; danach Wechsel in die Kultur- und Medienwissenschaft; 2006 Habilitation; seit 2010 Inhaber des Lehrstuhls für Literatur und Medien an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Fotogeschichte, -ästhetik und -theorie; Filmgeschichte, -ästhetik und -theorie; Visual History; mediale Komik; Sigmund Freud.



Julian Hanich ist Associate Professor für Filmwissenschaft an der Rijksuniversiteit Groningen in den Niederlanden. Von 2010 bis 2011 vertrat er eine Juniorprofessur für Medienwissenschaft an der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel und war zeitgleich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster "Languages of Emotion" der Freien Universität Berlin. Hanichs Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Film und Emotionen, Kino als kollektiver Erlebnisort, Film- Phänomenologie, Film-Philosophie, Genre und Rezeptionstheorie.

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