Deutsche Kriegsgreuel 1914
Die umstrittene Wahrheit
Die "deutschen Kriegsgreuel" von 1914. Lange galten sie als erfundene Propaganda der Alliierten – ebenso lange war man in Deutschland davon überzeugt, dass in Belgien und Nordfrankreich Zivilisten als Vergeltung für "Franktireurangriffe" getötet worden waren.
In ihrer preisgekrönten Studie zeichnen John Horne und Alan Kramer den Ablauf der deutschen Invasion präzise nach und belegen die Tötung von mehr als 6000 belgischen und französischen Zivilisten durch deutsche Truppen.
Doch nicht nur die Ereignisse von 1914 selbst, sondern auch die Entstehung konträrer Darstellungen, Deutungen und Mythen der Kriegsgegner werden vergleichend rekonstruiert und analysiert. Die Autoren beleuchten auch die Auseinandersetzungen der Kriegskontrahenten um die Deutungshoheit, die damit verknüpften Erinnerungskulturen und deren Einfluss auf die Weltpolitik der Nachkriegszeit. Angesichts der aktuellen Debatten um das Kriegs- und Völkerrecht sind ihre Einschätzungen zu möglichen Kontinuitäten in der deutschen Militärtradition und der nationalsozialistischen Kriegführung im Zweiten Weltkrieg von großer Relevanz.
John Horne, Prof. Dr. phil, Professor für europäische Geschichte am Trinity College der Universität Dublin und Direktor des Center for War Studies, das er 2007 gegründet hat.
Er ist Mitglied der Royal Irish Academy sowie des Vorstands des Internationalen Forschungszentrums des Historial de la Grande Guerre, dem internationalen Museum des Ersten Weltkriegs in Péronne, Frankreich. Er ist außerdem Mitglied von EURHISTXX, einem Konsortium von europäischen Forschungszentren, das sich darauf spezialisiert hat, die zeitgenössische Geschichte Europas auf kontinentaler Ebene zu schreiben.
John Horne hat sich auf die französische und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts spezialisiert und zahlreiche Bücher und Aufsätze verfasst, u.a. zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Sozialgeschichte und zur vergleichenden und transnationalen Geschichte des Ersten Weltkriegs.
Alan Kramer, Prof. Dr. phil., Professor für europäische Geschichte am Trinity College der Universität Dublin.
Er studierte Geschichte in Newcastle upon Tyne und an der Universität Hamburg. Erforscht zur Transnationalen Geschichte der Gewalt, zum Ersten Weltkrieg und zur Globalgeschichte der Konzentrationslager. Alan Kramer erhielt 2015/16 den Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und ist seit 2012 Mitherausgeber von "1914-1918 Online: International Encyclopedia of the First World War".
Zur Rezeption des Buches seit 2001
Einleitung
Teil I Invasion 1914
1. Deutsche Invasion, Teil 1
Der Schock von Lüttich
Die 1. und die 2. Armee auf dem Marsch zur französischen Grenze
Die Zerstörung Löwens
Die 3. Armee und Dinant
2. Deutsche Invasion, Teil 2
Die Ardennenschlacht
Die Deutschen im Département Meurthe-et-Moselle
Bis zur Marne und zurück: September/Oktober 1914
Das Muster deutscher militärischer Gewalt gegen die Zivilbevölkerung
Vergleiche
Teil II Krieg der Illusionen? "Franktireurs" und "deutsche Greuel" 1914
3. Das deutsche Heer und der Mythos der Franktireurs 1914
Begriffe und Präzedenzfälle
Der Mythenkomplex des "Franktireurkriegs"
Die militärische Lage und die Angst vor Franktireurs
Die innere Dynamik der Franktireurfurcht
4. Erinnerungen, Mentalitäten und die deutsche Reaktion auf den "Franktireurkrieg"
Erinnerungen an 1870 und das Kriegsrecht
Deutscher Nationalismus: Externalisierung des inneren Feindes
Eine deutsche Art der Kriegführung?
Reaktionen auf den "Franktireurkrieg"
5. Die Alliierten und die "deutschen Greuel", August-Oktober 1914
Flüchtlinge, Soldaten und die "Invasionsangst" der Alliierten 1914
Alliierte Erzählungen von Opfertum
Vergewaltigung, Verstümmelung und abgehackte Hände
Die Darstellung der "deutschen Greuel": Die Rolle der Presse
Erinnerungen, Mentalitäten und die Konstruktion "deutscher Greuel"
Teil III Der Krieg der Worte, 1914-1918: Deutsche Greuel und die Bedeutungen des Krieges
6. Der Kampf der amtlichen Berichte und das Tribunal der Weltöffentlichkeit
Der Kampf der amtlichen Berichte: Die Beschuldigungen
der Alliierten
Der deutsche Gegenangriff: Das "Weißbuch"
Die belgische Erwiderung: Das "Graubuch" und Fernand van Langenhove
Neutrale Zeugenschaft und das Tribunal der Die Darstellung der "deutschen Greuel": Die Rolle der Presse
Erinnerungen, Mentalitäten und die Konstruktion "deutscher Greuel"
Teil III Der Krieg der Worte, 1914-1918: Deutsche Greuel und die Bedeutungen des Krieges
6. Der Kampf der amtlichen Berichte und das Tribunal der Weltöffentlichkeit
Der Kampf der amtlichen Berichte: Die Beschuldigungen der Alliierten
Der deutsche Gegenangriff: Das "Weißbuch"
Die belgische Erwiderung: Das "Graubuch" und Fernand van Langenhove
Neutrale Zeugenschaft und das Tribunal der Weltöffentlichkeit
7. "Wahrheitsgemeinschaften" und die "Greuel"-Frage
Sozialisten
Katholiken
Intellektuelle
8. Kriegskulturen und feindliche Greuel
Kriegskulturen und der unversöhnliche Feind
Kriegskulturen und nationales Märtyrertum
Das Festhalten an der Bedeutung von 1914
Teil IV Der unmögliche Konsens: Deutsche Greuel und Kriegserinnerungen nach 1918
9. Die moralische Abrechnung: Versailles und die Kriegsverbrecherprozesse
Versailles
Die Kriegsverbrecherprozesse vor dem Leipziger Reichsgericht 1921
Kriegskulturen nach dem Krieg
10. Deutsche Greuel und die Politik der Erinnerung
Die pazifistische Wende: Deutsche Greuel als alliierte Propaganda
Locarno und die Politik der Erinnerung
Der Zweite Weltkrieg und danach
Abschließende Bemerkungen und Perspektiven auf die Gewalt in der neueren Geschichte
Anhang
Über die Autoren
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- Artikel-Nr.: SW256597.1