»Verirrte Bürger?«
Kurt Tucholsky und der Weltbühne-Kreis zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung. Dokumentation der Jahrestagung 2015
Ein »verirrter Bürger« – das Thomas-Mann-Zitat über den Möchtegern-Künstler Tonio Kröger kann mit leicht veränderter Begründung auch auf die meisten Autoren der linksdemokratischen Wochenschrift DIE WELTBÜHNE angewandt werden. Sie waren größtenteils bürgerlicher Herkunft, hatten studiert – der Kleinbürgersohn Carl von Ossietzky, der in ärmlichen Verhältnissen in Hamburg aufwuchs, war die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Dafür brachen auch gutverdienende Schriftsteller aus wohlhabenden Hause, wie etwa Kurt Tucholsky oder Kurt Hiller, zumindest von den politischen Ideen her mit ihren Elternhäusern und Hintergründen, suchten wie auch Ossietzky nach einem Bündnis mit dem von ihnen durch seine Lebensweise getrennte Industrieproletariat: eine Hoffnung, die sich bald zerschlug.
Das Thema der Weimarer Linksintellektuellen zwischen Herkunft und politischer Neigung ist schon einmal Gegenstand einer eindrucksvollen literarischen Ausstellung gewesen. Als Thema für die Kurt Tucholsky-Gesellschaft und deren zweijährlichen wissenschaftlichen Berlin-Tagung stellte es allerdings Neuland dar.
Eine Reihe hochkarätiger, eloquenter Fachleute wurden aufgeboten, um verschiedene Autoren und Facetten des Rahmenthemas für die Zuhörer zu erhellen. Diese Dokumentation bietet Gelegenheit, diese nachzulesen.
Ebenfalls dokumentiert sind Laudatio und Dankesrede des Kurt-Tucholsky-Preises für literarische Publizistik, der im Jahr 2015 an den Heine-Forscher und Theaterkritiker Prof. Dr. Jochanan Trilse-Finkelstein verliehen wurde.
Mit Beiträgen von Juliane Leitert, Dr. Ian King, Frank-Burkhard Habel, Prof. Dr. Dieter Mayer, Prof. Dr. Werner Boldt, Prof. Dr. Wolfgang Beutin, Prof. Dr. Heribert Prantl, Dr. Wolfgang Helfritsch und Prof. Dr. Jochanan Trilse-Finkelstein.
Ian King: Vorwort
Juliane Leitert: Die DDR-WELTBÜHNE zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung
Ian King: »Das Bürgertum erliegt der Wucht…« Tucholsky zwischen Bürgertum und Arbeiterbewegung
Frank-Burkhard Habel: WELTBÜHNE-Autoren der Weimarer Republik und ihr geistiger Einfluss auf die WELTBÜHNE ab 1946
Dieter Mayer: »Max, uns haben sie falsch geboren.« Kurt Tucholskys Briefe an Walter Hasenclever
Werner Boldt: Carl von Ossietzky Ein demokratischer Publizist auf dem Weg vom Bürgertum zur Arbeiterklasse
Wolfgang Beutin: »Oh wie ich diese Geldvampire hasse!« Karl Kraus (1874-1936) oder: Kritischer Humanismus zwischen bürgerlicher Kulturkritik und Revolution
Heribert Prantl: »Erfolg, aber keinerlei Wirkung« (Tucholsky, 1923) – Zum Selbstverständnis des politischen Journalismus heute
Wolfgang Helfritsch: Laudatio für Jochanan Trilse-Finkelstein
Jochanan Trilse-Finkelstein: Mein Weg zu Kurt Tucholsky
Personenregister
Autorenverzeichnis
Die Kurt Tucholsky-Gesellschaft wurde 1988 gegründet und widmet sich dem Andenken Tucholskys und der Verbreitung seines Werkes. Alle zwei Jahre vergibt sie den Kurt- Tucholsky-Preis für literarische Publizistik. Weitere Informationen zur Gesellschaft finden sich auf ihrer Website.
Dr. phil. Ian King geb. 1949, Universitätslehrer a.D. in Sheffield und London. Studium in Glasgow/Schottland, Promotion 1977 über Tucholskys politische Entwicklung. Tucholsky-Artikel für die britischen Fachzeitschriften German Life and Letters und Debatte. Mitherausgeber von Band 3 der KT-Gesamtausgabe, Texte 1919. Vorträge über Tucholsky in England, Deutschland, Israel und Norwegen. Gründungsmitglied der KTG und seit 2009 deren Vorsitzender.
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- Artikel-Nr.: SW9783954201198
- Artikelnummer SW9783954201198
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Mit
Ian King, Kurt Tucholsky-Gesellschaft, Heribert Prantl, Juliane Leitert, Ian King, Frank-Burkhard Habel, Dieter Mayer, Werner Boldt, Wolfgang Beutin, Joachanan Trilse-Finkelstein, Wolfgang Helfritsch
- Verlag Verlag Ille & Riemer
- Seitenzahl 193
- Veröffentlichung 07.02.2017
- ISBN 9783954201198
- Verlag Verlag Ille & Riemer