Gab es eine Alternative? / Vor dem Grossen Terror - Stalins Neo-NÖP
Band 3
Der stalinsche Terror Ende der dreißiger Jahre übersteigt, wie auch der Holocaust, in seinen Ausmaßen und Gräueln das menschliche Vorstellungsvermögen. Wadim Rogowin gelingt es mit diesem Buch, die gesellschaftlichen Veränderungen in der Sowjetunion der Jahre 1934–1936 aufzudecken, die den großen Terror möglich und für die herrschende Bürokratie notwendig machten. Er widerlegt all diejenigen, die das anscheinend Unerklärliche der stalinschen Verbrechen nutzten, um sie als notwendiges Ergebnis der sozialistischen Ideen zu bezeichnen.
Nach dem sechsjährigen Bürgerkrieg gegen die Bauernschaft, der Zwangskollektivierung, begann die Bürokratie durch die Wiedereinführung marktwirtschaftlicher Mechanismen, der so genannten stalinschen Neo-NÖP (Neue Ökonomische Politik), privilegierte Schichten zu schaffen, die eine neue soziale Stütze in der Gesellschaft werden sollten.
Wadim Rogowin beschreibt im Einzelnen, wie die soziale Polarisierung zunahm und die 'Welt der Privilegien' die Unterdrückung jeder Kritik und Opposition verlangte. Gestützt auf bisher unzugängliche Dokumente und Augenzeugenberichte zeigt Rogowin, dass die große Säuberung eine Reaktion auf ein starkes Anwachsen der oppositionellen Kräfte in den Jahren 1934–1936 darstellte, denn mit einem präventiven Bürgerkrieg sollte die Herrschaft der stalinschen Bürokratie gesichert werden. Mit diesem Buch liefert Rogowin den Schlüssel zu einem Verständnis der Moskauer Prozesse.
Einführung
1. Die Liberalisierung der Wirtschaft in der UdSSR
2. Das Schicksal des Weltkapitalismus in den dreißiger Jahren
3. Die neue Strategie Trotzkis:
Die Gründung der Vierten Internationale
4. Der siebzehnte Parteitag:
Die »Sieger« und die »Nachzügler«
5. Der siebzehnte Parteitag:
Die Ergebnisse der geheimen Abstimmung
6. Die Zusammensetzung des vom siebzehnten Parteitag
gewählten ZK: Die Neuaufsteiger Stalins
7. Objektive und subjektive Ursachen des stalinschen Terrors
8. Das »juristische Fundament« der Massenrepressalien
9. Warum Kirow?
10. Der Mord an Kirow
11. Die ersten Versionen und die ersten Fälschungen
12. Der Beginn der Maßnahmen gegen die »Sinowjew-Leute«
13. Der Prozess gegen Nikolajew und Kotolynow
14. Der Prozess gegen das »Moskauer Zentrum«
15. Der Prozess gegen die Leningrader Tschekisten
16. Wie der Mord an Kirow organisiert wurde
17. Der »Kirowstrom«
18. Misslungene Amalgame
19. Die »Kremlaffäre«
20. Die Ziele der stalinschen Amalgame
21. Zerstörte Schicksale und gebrochene Seelen
22. Oppositionelle in der Verbannung, in Lagern und Gefängnissen 159
23. Der stalinsche Terror und das Schicksal des Bolschewismus
24. Die Oppositionellen im Untergrund
25. Die Parteisäuberungen
26. Stalinismus und Faschismus
27. Stalin und Hitler
28. Stalins Abkehr von der Idee der Weltrevolution
29. Der Niedergang der Komintern
30. Die Volksfrontpolitik
31. »Die französische Revolution hat begonnen«
32. »Der Kommunismus ist in der ganzen Welt zerschlagen«
33. Die offene und die geheime stalinsche Diplomatie
34. Die Welt der Privilegien
35. Die soziale Polarisierung und
das Elend der unteren Volksschichten
36. Die Stachanowbewegung
37. Die Sozialpolitik des Stalinismus
im Spiegel der »stalinschen Verfassung«
38. Die Verzerrungen des Marxismus und
die Wiederbelebung der Idee eines Nationalstaates
39. Der Kampf gegen das
»Abweichlertum in der nationalen Frage«
40. Das politische Regime
41. Der Stalinkult und die Geschichtsfälschungen
42. Die soziale Stütze des stalinistischen Regimes
43. Kapitulanten – alte und neue
44. Bucharin – die letzten Jahre in Freiheit
45. Leo Trotzki – die Jahre 1935/36
46. Die Vorbereitung auf den ersten Schauprozess
47. Der Stalinismus und die öffentliche Meinung im Westen
48. Die Sowjetunion in den Augen Lion Feuchtwangers
49. Wodurch steht Berdjajew den Kommunisten nahe?
50. Die »Verratene Revolution«
Schlussbemerkungen
Anmerkungen
Personenverzeichnis
Register
Wadim S. Rogowin war Doktor der Philosophie und Professor am Soziologischen Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Anlass zu bisweilen heftigen Kontroversen boten in der Sowjetunion seine umfangreichen Veröffentlichungen zu Problemen der Sozialpolitik, zur Entwicklungsgeschichte des gesellschaftlichen Bewusstseins und zur Geschichte politischer Bewegungen in der UdSSR. Der Linken Opposition gegen den Stalinismus galt von jeher sein besonderes Interesse. Die Öffnung zuvor geheimer Archive infolge der Auflösung der Sowjetunion ermöglichte ihm die Vervollständigung seiner Forschungen durch eine Fülle neuer Erkenntnisse.
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