Das Grab des göttlichen Tauchers
Ausgewählte Texte
Wie der Taucher auf dem berühmten Fresko im süditalienischen Paestum, das einen Mann zeigt, der kopfüber von einer Säule springt, hat Claude Lanzmann sich in jedes Abenteuer gestürzt. Alle wichtigen Entscheidungen seines Lebens, so schreibt er, waren wie Kopfsprünge ins Ungewisse.
Lanzmann wurde berühmt als Regisseur des epochemachenden Films «Shoah». Zugleich hat er zeitlebens als Publizist gearbeitet. Dieses Buch versammelt Reportagen, Erzählungen, Porträts und kämpferische Artikel, die er seit 1947 unter anderem für die von Jean-Paul Sartre gegründete Zeitschrift «Le Temps Modernes» geschrieben hat. Mal kritisiert er harsch, mal ist er voller Begeisterung; polemische Texte und politische Interventionen stehen neben einfühlsamen Nahaufnahmen und gesellschaftlichen Tiefenbohrungen. Immer sind die Texte unkonventionell, eigensinnig und frei. Lanzmann porträtiert Serge Gainsbourg, Richard Burton und Jean-Paul Belmondo, schreibt über den Dalai-Lama und Israel, über «Schindlers Liste» und Rainer Werner Fassbinder.
Lanzmann gehört zu den wichtigsten europäischen Intellektuellen der Gegenwart. Einmal mehr erweist er sich nun als unverzichtbarer und mutiger Chronist des zwanzigsten Jahrhunderts.
Claude Lanzmann, geboren 1925 in Paris, studierte Philosophie und war Lektor an der Freien Universität Berlin. Viele Jahre arbeitete er als Journalist, und gab die von Jean-Paul Sartre gegründete Zeitschrift «Les Temps Modernes» heraus. Seine Filme «Pourquoi Israël», «Shoah» und «Tsahal», um nur einige zu nennen, machten ihn weltberühmt. Er war vielfacher Ehrendoktor und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem erhielt er den «Welt»-Literaturpreis für sein Buch «Der patagonische Hase». Claude Lanzmann starb im Juli 2018 in Paris.
Erich Wolfgang Skwara, 1948 in Salzburg geboren, lebt in Paris, Italien und in den USA, wo er in San Diego an der Universität Kultur- und Literaturwissenschaften lehrt. Er ist Autor von Gedicht-, Prosa- und Erzählungsbänden sowie Romanen, darunter Pest in Siena (1976), Eis auf der Brücke (1991), Die heimlichen Könige (1995) und Zerbrechlichkeit (2002). Neben seinem schriftstellerischen Schaffen hat er etwa Rousseau, Flaubert, Thomas Wolfe, Tennessee Williams und Claude Lanzmann ins Deutsche übersetzt. Unter anderem erhielt er 2002 den Hermann-Lenz-Preis, und 2003 wurde ihm vom österreichischen Bundespräsidenten der Professorentitel verliehen.
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- Artikel-Nr.: SW9783644051713450914