Geboren als Frau - Glücklich als Mann

Logbuch einer Metamorphose

Niklaus Flütsch kam 1964 in Zürich zur Welt. Als Bettina. Das Kind trug alle äußeren Zeichen eines Mädchens, wurde von seiner Umgebung auch eindeutig als solches wahrgenommen, fühlte sich aber als Junge. Im Alter von vier Jahren bat es seine Mutter, sich die langen Haare schneiden zu dürfen. Die Enttäuschung, dass mit den fallenden Haaren nicht automatisch ein Zipfelchen zwischen seinen Beinen wuchs, war immens. Über seine Seelennot redete das Kind nie, auch nicht in der Pubertät. Es arrangierte sich so weit wie möglich mit seiner weiblichen Hülle, studierte später Medizin und wurde Gynäkologin. Im Alter von... alles anzeigen expand_more

Niklaus Flütsch kam 1964 in Zürich zur Welt. Als Bettina. Das Kind trug alle äußeren Zeichen eines Mädchens, wurde von seiner Umgebung auch eindeutig als solches wahrgenommen, fühlte sich aber als Junge. Im Alter von vier Jahren bat es seine Mutter, sich die langen Haare schneiden zu dürfen. Die Enttäuschung, dass mit den fallenden Haaren nicht automatisch ein Zipfelchen zwischen seinen Beinen wuchs, war immens. Über seine Seelennot redete das Kind nie, auch nicht in der Pubertät. Es arrangierte sich so weit wie möglich mit seiner weiblichen Hülle, studierte später Medizin und wurde Gynäkologin. Im Alter von 46 Jahren schließlich entschied sich Niklaus, so der neue Name, zur Transition. Im nun folgenden Prozess sprach er das erste Mal über seine Not. Mit seinen Eltern, seinen Geschwistern, seinen Patientinnen, seinen Freundinnen und Freunden, seinen Arbeitskolleginnen und -kollegen. Er setzte alles auf eine Karte und war bereit, alles zu verlieren, um endlich zu werden, was er im Grunde immer schon war. Heute blickt Niklaus im Spiegel endlich in das Gesicht, das seine Seele schon immer haben wollte.



Niklaus Flütsch, geb. 1964, kam als Mädchen zur Welt und wusste schon als Kleinkind, dass er ein Junge sein wollte. Ein Traum, den er sich erst Jahrzehnte später erfüllte. In seinem Buch schreibt er: "Ich habe immer schon gewusst, dass mein Inneres Erleben nicht zu einem weiblichen Körper passt. So habe ich in letzter Konsequenz schließlich meinen Körper meiner männlichen Identität angepasst. Dieser Prozess war extrem befreiend und entsprach einem Gefühl, wie wenn ich nach langem Umherirren im Dunkeln endlich nach Hause gefunden hätte."

Niklaus Flütsch betreibt in Zug eine gynäkologische Praxis und ist als Geburtshelfer am Zuger Kantonsspital tätig. Daneben begleitet er transidente Menschen auf ihrem Weg, schreibt Fachartikel und hält Vorträge und Workshops im In- und Ausland.



Ursula Eichenberger, geb. 1968 in Zürich, war bis 2006 Redaktorin beim "Tages-Anzeiger" und ist heute als Buchautorin – für den Wörterseh-Verlag schrieb sie 2016 auch "Der Weichensteller" – sowie für Non-Profit-Organisationen tätig. Als die Idee an sie herangetragen wurde, an einem Buch über Niklaus Flütsch mitzuarbeiten, den sie im "Tages-Anzeiger" anlässlich der Lancierung des Buches "Das Geschlecht der Seele – Transmenschen erzählen" (Elster Verlag) porträtiert hatte, bat sie um Bedenkzeit. Rückblickend sagt die Autorin: "Von Niklaus auf seine Lebensreise mitgenommen worden zu sein, ist ein Geschenk – inhaltlich wie menschlich." Ursula Eichenberger lebt in Zürich.

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