Hinter der Grenze, vor dem Gesetz
Eine Ethnografie des europäischen Migrationsregimes
Hunderttausende Geflüchtete erreichen jährlich die "Festung Europa". Doch was geschieht nach ihrer Ankunft?
Hinter der Grenze, vor dem Gesetz ist ein rechtssoziologischer Beitrag zur Debatte um Migrationssteuerung und Zugehörigkeit. Die Studie beschreibt den Umgang mit und die Kontrolle von "unerwünschter" Zuwanderung, aber auch wie das Aufenthaltsrecht angewandt, ignoriert, umgedeutet und idealisiert wird, und wie Recht und Rechtsanwendung Handlungsspielräume von Migrant*innen gleichermaßen ermöglichen und begrenzen. Verantwortlichkeit lässt sich dabei im dichten Regime von Kontrollinstanzen häufig nur schwer verorten.
Die Autor*innen beleuchten die Perspektiven von staatlichen Akteuren, NGOs, Menschen mit prekärem Rechtsstatus und verschiedenen Institutionen in acht europäischen Nationen und kommen zu dem wichtigen Ergebnis, dass alle involvierten Akteur*innen immer wieder in kafkaesken Zeitschlaufen gefangen sind und Formalität und Informalität auch in Westeuropa keine Gegenpole sind.
Tobias G. Eule ist Professor für Rechtssoziologie an der Universität Bern und Distinguished Researcher am Hamburger Institut für Sozialforschung.
Lisa Marie Borrelli ist Postdoktorandin an der Hochschule für Soziale Arbeit, HES-SO Sierre, finanziert durch das NCCR on the move.
Annika Lindberg ist Postdoktorandin an der Hochschule für Soziale Arbeit, HES-SO Sierre, finanziert durch das NCCR on the move und am Saxo Institut, Universität Kopenhagen.
Anna Wyss ist Postdoktorandin am MAPS, Universität Neuchâtel.
Einführung
Vorgehensweise
Europas Migrationskontrolle im Zustand der Dauerkrise
Methodologie
Terminologie
Kurzer Überblick über das Buch
2 Im Inneren des Migrationsregimes
Nationale Migrationspolitik im ständigen Wandel
Wie Rechtsanwendung Migrationsrecht formt und erweitert
Das Rechtsbewusstsein prägt die Praxis
Migrationskontrolle als interaktives und relationales Phänomen
Fazit: Praktiken, Wahrnehmungen und Widersprüche
innerhalb des Migrationsregimes
3 Entscheidungsfindung und die Rolle des Rechts
Die Macht des Ermessens
Entscheidungsfindung – Anspruch und Wirklichkeit
Wo bleibt die konkrete Rechtsnorm?
Flickschusterei und die Aneignung des Gesetzes
Fazit: Entscheidungsfindung durch Flickschustern des Rechts
4 Unlesbarkeit im Migrationsregime
Erfahrungen mit bürokratischen Absurditäten
Der Unlesbarkeitseffekt
Der Kampf um Zugang zu und Kenntnis über das Recht
Die Produktivität der Unlesbarkeit
Fazit: Die Unlesbarkeit staatlicher Macht
Verschwendete Zeit, umkämpfte Zeit
Zeitzyklen im Migrationsregime
Das Ringen um die Herrschaft über die Zeit
Herrschaft über die Geschwindigkeit in Zeiten der Beschleunigung
Kontrolle und Entschleunigung
Fazit: Das Paradox der Zeitverschwendung
6 Verantwortung in einem Migrationsregime der vielen Hände
Migrationsregime der vielen Hände
Verantwortung zwischen Gesetz und Politik
Der Zuständigkeits-Verschiebebahnhof
Verantwortung übernehmen
Fazit: Wer verspürt Verantwortung im Migrationsregime?
7 Schlussbetrachtung: Ordnung schaffen vor dem Gesetz
Zusammenfassung der wichtigsten Themen
Offene Fragen und Perspektiven für künftige Forschung
Zum Schluss
Bibliografie
Anhang
Dank
Zu den Autor*innen
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- Artikel-Nr.: SW9783868549799110164