Hauptschuleinblicke
Ein Erfahrungsbericht
Hauptschule, dreizehn Monate, Vertretung für einen erkrankten Lehrer, in einer abgewirtschafteten westdeutschen 100.000-Einwohner-Stadt. Nirgends hat sich Hannes Giessler Furlan so befremdet gefühlt wie an dieser Schule, dreißig Kilometer entfernt von der eigenen Haustür. Im Einzelnen war ihm nichts neu, in der Ballung aber hat es ihn betrübt: der raue Umgangston, die Bildungsferne, die Fixierung aufs Smartphone, das patriarchale Gehabe, die Betonung der Nationalität bzw. Ethnie, schließlich das Prestige der Religion, die Selbstbesessenheit des Islams und der verbreitete Glaube an die Hölle.
Giessler Furlans Bericht ist nicht nur eine Momentaufnahme; er lässt vielmehr erahnen, wohin die Reise an deutschen Hauptschulen geht, und er zeigt exemplarisch, wie Chancenlosigkeit und Verhärtung sich in den Hauptschulen wechselseitig verstärken.
»Die ›neue Lernkultur‹ des deutschen Schulwesens gibt vor, den Schülern weitgehend selbst zu überlassen, wie sie ihr individuelles Set von Kompetenzen erwerben, das sie realitätstüchtig für den High-Tech-Alltag macht. Lehrer sollen dabei nur noch Materialbeschaffer und Lernbegleiter sein. Wie sehr dieses Konzept, das sich mit Kompetenz- und Selbstentfaltungsterminologie üppig schmückt, darauf angelegt ist, schwächere Schüler abzuhängen, zeigt sich am krassesten im Hauptschulalltag. Hier werden die Schüler sich selbst überlassen, die deregulierten Klassenräume zu Aufbewahrungs- und Konfliktaustragungsorten und die Lehrer zu Aufsehern. Schlichtung und Moderation wird zu ihrer Hauptaufgabe, Unterrichtsgestaltung zur Marginalie. Der soziale Sprengstoff, der sich da in den Hauptschulen ansammelt, fällt durch die Raster der empirischen Bildungsforschung. In Berichten wie dem von Giessler Furlan wird er erahnbar. Vorausschauende Bildungspolitik müsste sich an ihnen orientieren.« Aus dem Vorwort von Christoph Türcke
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- Artikel-Nr.: SW9783866748538450914