Carl Einstein und die Avantgarde
Expressionismus 14/2021
Carl Einstein war Teil und Motor der europäischen Avantgarde: zum einen mit seinen Werken wie etwa dem frühexpressionistischen Prosawerk Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders (1912) oder der Epoche machenden Negerplastik (1915). Zum anderen mit seiner inter- und transdisziplinären Positionierung zwischen Literatur, Kunst, Kritik, Aktivismus und mit der Vielzahl seiner Wirkungsräume. Sein weitläufiges Netzwerk und die Rezeptionsgeschichte seines Werks sind fester Bestandteil der Avantgardeforschung. Darüber hinaus ist die Beschäftigung mit seinem Leben und Werk Teil der Arbeit an der Definition von Avantgarde.
Im Schaffen Einsteins wird deutlich, dass sich das per definitionem transgressive Phänomen der Avantgarde nicht auf einen isolierten Bereich künstlerischen Schaffens beschränken lässt. Insofern ist auch dieses Themenheft inter- bzw. transdisziplinär konzipiert und vernetzt literaturwissenschaftliche mit kunstgeschichtlichen Perspektiven. Über den Dialog der unterschiedlichen wissenschaftlichen Kompetenzbereiche und Denkmodelle generieren die Beiträge avantgardetheoretische Denkanstöße und leuchten dabei zugleich das Spannungsfeld zwischen Avantgardetheorie und künstlerischer Praxis kritisch aus.
Als Teil der historischen Avantgarde und als Gegenstand ihrer theoretischen Reflexion scheint die Beschäftigung mit Carl Einstein besonders geeignet, um gegenwärtige Verschiebungen in Gebrauch, Verständnis und Theorie der Avantgarde kritisch in den Blick zu nehmen. Das vorliegende Heft legt im Anschluss daran den Fokus auf Carl Einstein im Kontext neuer Avantgardetheorien und öffnet von hier aus den Blick auf die avantgardistische Strömung des Expressionismus.
Mit Beiträgen von Jasmin Grande, Klaus H. Kiefer, Andreas Kramer, Micaela Latini, Nicole Rettig und Eva Wiegmann.
Eva Wiegmann (Dr. phil.) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wo sie an ihrem Habilitationsprojekt über Ästhetische Interkulturalität in diachroner Perspektive arbeitet. Nach ihrer Promotion in Neuer Deutscher Literaturwissenschaft wurde sie mit einem Postdoc-Stipendium des AFR und der Marie-Curie-Actions der Europäischen Union ausgezeichnet und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für deutsche Sprache, Literatur und für Interkulturalität der Universität Luxemburg. Ihre Forschungsschwerpunkt liegen in den Bereichen Literatur und Kunst der Moderne und Antimoderne, ästhetische Innovation im Kontext kultureller Wandlungsprozesse, Kulturkritik und Kulturtheorie, Ecocriticism, Inter- und Transkulturelle sowie Postkoloniale Studien.
Jasmin Grande (Dr. phil.), stellvertretende Leiterin des Instituts "Moderne im Rheinland" an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Koordinatorin des Forschungsverbunds zur "Bonner Republik" am Institut für Kunstgeschichte. Forschungsschwerpunkte: Avantgarde und ihre Theorie, regionale Kulturgeschichtsschreibung, Interdisziplinarität der Moderne und Avantgarde im Rheinland in Europa.
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- Artikel-Nr.: SW9783958083905110164