Über den Unterschied zwischen dem systematischen und dem nicht-systematischen Verstand

Zweisprachige Ausgabe

Was versteht man eigentlich unter einem System? Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war das keineswegs klar: Vom Weltsystem, der »Verbindung der einzelnen Dingen, wie sie würcklich existiren« (so ein zeitgenössisches Lexikon), über die schlichte Bedeutungsgleichheit mit »Hypothese« bis hin zu der Meinung, ein System sei einfach ein äußerlich geordneter Zusammenhang zum Beispiel der Lehren eines einzelnen Denkers, reichten die ganz unterschiedlichen, nebeneinander bestehenden Bedeutungen. Für Wolff, der sich nach seiner Vertreibung aus Preußen in einer sogenannten Marburger »Nebenstunde« mit dem Systembegriff... alles anzeigen expand_more

Was versteht man eigentlich unter einem System? Zu Beginn des 18. Jahrhunderts war das keineswegs klar: Vom Weltsystem, der »Verbindung der einzelnen Dingen, wie sie würcklich existiren« (so ein zeitgenössisches Lexikon), über die schlichte Bedeutungsgleichheit mit »Hypothese« bis hin zu der Meinung, ein System sei einfach ein äußerlich geordneter Zusammenhang zum Beispiel der Lehren eines einzelnen Denkers, reichten die ganz unterschiedlichen, nebeneinander bestehenden Bedeutungen. Für Wolff, der sich nach seiner Vertreibung aus Preußen in einer sogenannten Marburger »Nebenstunde« mit dem Systembegriff beschäftigt, ist ein System dagegen nichts Äußerliches. Das System beruht vielmehr auf der Anwendung der richtigen Methode (paradigmatisch: die mathematische) und ist das notwendige Ergebnis methodischen Denkens. Dabei grenzt sich Wolff gegen die zur Zeit der Frühaufklärung hochgeschätzte Eklektik ab, wonach ein systematischer Philosoph nach eigenem freien Urteil aus früheren Lehren dasjenige auswähle, was wahr ist, und zu einem System verknüpfe. Wer richtig auswählen will, so Wolff, braucht jedoch einen Maßstab, um ein logisch kohärentes System überhaupt formulieren zu können. Dies ist die Voraussetzung für jeden Erkenntnisprozess und damit für wissenschaftlichen Fortschritt. Wolffs Systemidee, die er in seinen Werken vorführt und als Methode lehrte, erwies sich in der Folgezeit als enorm einflussreich und beendete schließlich die Karriere der Eklektik. Von Ausnahmen abgesehen wollte kein Philosoph mehr Eklektiker sein. Noch bei Kants Definition des Systems in der »Kritik der reinen Vernunft« steht ganz eindeutig Wolffs Systembegriff im Hintergrund.

weniger anzeigen expand_less
Weiterführende Links zu "Über den Unterschied zwischen dem systematischen und dem nicht-systematischen Verstand"

Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)

Als Sofort-Download verfügbar

eBook
14,99 €

  • SW9783787334469110164

Ein Blick ins Buch

Book2Look-Leseprobe
  • Artikelnummer SW9783787334469110164
  • Autor find_in_page Christian Wolff
  • Mit find_in_page Michael Albrecht, Michael Albrecht, Michael Albrecht
  • Autoreninformationen Christian Wolff (geadelt Christian Freiherr von Wolff, in der… open_in_new Mehr erfahren
  • Wasserzeichen ja
  • Verlag find_in_page Felix Meiner Verlag
  • Seitenzahl 90
  • Veröffentlichung 17.07.2019
  • ISBN 9783787334469

Andere kauften auch

Andere sahen sich auch an

info