Postsouveräne Territorialität

Die Europäische Union und ihr Raum

Im Zuge der Ausdifferenzierung von globalen Märkten, von digitalen Kommunikationsformen und transnationalen Verflechtungsdynamiken scheint die territoriale Ordnung von Staaten mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren. Gehört das Zeitalter territorialer Herrschaft der Vergangenheit an? Werden wir irgendwann in einem Europa ohne Grenzen leben? Ohne Zweifel gewinnen supranationale Organisationen wie die Europäische Union an Einfluss auf politische, ökonomische, soziale und kulturelle Prozesse. Beim gegewärtigen Wandel von Souveränitätsansprüchen, Staatlichkeitstheorie und räumlichen Ordnungskonzepten setzen Wissenschaftlerinnen und... alles anzeigen expand_more

Im Zuge der Ausdifferenzierung von globalen Märkten, von digitalen Kommunikationsformen und transnationalen Verflechtungsdynamiken scheint die territoriale Ordnung von Staaten mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren. Gehört das Zeitalter territorialer Herrschaft der Vergangenheit an? Werden wir irgendwann in einem Europa ohne Grenzen leben? Ohne Zweifel gewinnen supranationale Organisationen wie die Europäische Union an Einfluss auf politische, ökonomische, soziale und kulturelle Prozesse.

Beim gegewärtigen Wandel von Souveränitätsansprüchen, Staatlichkeitstheorie und räumlichen Ordnungskonzepten setzen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachdisziplinen an. Sie nehmen einen Europäisierungsprozess in den Blick, durch den sich nicht nur individuelle Rechtsansprüche und Zugangsbedingungen zu Märkten und wohlfahrtsstaatlichen Leistungen verändern, sondern durch den sich neue Formen territorialer Herrschaft ausbilden. Territorialisierung ist zwar weiterhin eine zentrale Strategie, mit der soziale Prozesse gerahmt, Zugehörigkeiten bestimmt sowie Herrschafts- und Gültigkeitsräume definiert werden, nur liegen die Zuständigkeiten hierfür nicht mehr nur bei einem, sondern bei einer Vielzahl von nunmehr eingeschränkten Souveränen.

Obgleich sich Territorialität also gravierend verändert, werden die Raumbezüge politischen Ordnungshandelns in der Europäischen Union keineswegs schwächer, wohl aber komplexer. Postsouveräne Territorialität stellt eine historisch gewachsene, wenn auch bisher einzigartige Form kontinentaler Raumordnung dar, die sich im Kontext der europäischen Integration ausgebildet hat und die sich gegenwärtig und mit durchaus offenem Ende weiter fortschreibt.



Ulrike Jureit, Dr. phil., Historikerin, seit 2000 Gastwissenschaftlerin der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur im Hamburger Institut für Sozialforschung, 1997 Promotion an der Universität Hamburg, Lehrbeauftragte an der Leuphana Universität Lüneburg.



Nikola Tietze, PD Dr. phil., Soziologin, seit 2000 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Hamburger Institut für Sozialforschung; 2013 Habilitation an der Universität Hamburg; Gastdozentin an den Universitäten Hamburg, Paris, Bordeaux; 1999 Promotion an der École des Hautes Études en Sciences Sociales Paris und der Universität Marburg.



Ulrike Jureit, Nikola Tietze, Postsouveräne Territorialität. Eine Einleitung



I. Europäischer Raum: Visionen - Begriffe - Ordnungskonzepte



Achim Landwehr, Im Zoo der Souveränitäten. Oder: Was uns die Präsouveränität

über die Postsouveränität lehren kann



Susanne Rau, Einheit Europa? Visionen und Figuren der Vormoderne



Nikola Tietze, "Räume und Träume": Ordnungsimaginationen

in der Europäischen Union



II. Wachsende Räume und regulierte Nachbarschaften. Die Europäische Union und ihre Erweiterungslogiken



Jochen Kleinschmidt, Europäische Raumsemantiken. Überlegungen zu einem post-geopolitischen Selbstverständnis



Ulrike Jureit, Wachsender Raum? Die Europäische Union kommentiert ihre territorialen Erweiterungen



Steffi Marung, Die wandernde Grenze. Territorialisierungsentwürfe nach der EU-Osterweiterung 2004



III. Innen und Außen: Grenzkonstellationen im erweiterten Europa



Lena Laube, Postsouveräne Räume: Makroterritorien und die Exterritorialisierung der europäischen Grenzpolitik



Tobias Chilla, Grenzüberschreitende Verflechtung - ein Fall von postsouveräner Raumentwicklung?



Sebastian M. Büttner, Mobilisierte Regionen. Zur Bedeutungsaufwertung des subnationalen Raums in einem erweiterten Europa



IV. Europäischer Superstaat? Facetten einer räumlichen Transformation



Jens Wissel, Sebastian Wolff, Die Europäische Union als multiskalares Staatsapparate-Ensemble. Zum Zusammenhang von gesellschaftlicher

Regulation und strategischer Raumproduktion



Monika Eigmüller, Die Entwicklung des europäischen Rechtsraums als sozialpolitischer Anspruchsraum: Raumdimensionen der EU-Sozialpolitik



Petra Deger, Die Europäische Union als Gestaltungsraum - Postsouveräne Territorialität oder das Ende moderner Staatlichkeit?



Zu den Autorinnen und Autoren

weniger anzeigen expand_less
Weiterführende Links zu "Postsouveräne Territorialität"

Versandkostenfreie Lieferung! (eBook-Download)

Als Sofort-Download verfügbar

eBook
27,99 €

  • SW229652.1

Ein Blick ins Buch

Book2Look-Leseprobe
  • Artikelnummer SW229652.1
  • Autor find_in_page Ulrike Jureit
  • Mit find_in_page Ulrike Jureit, Nikola Tietze
  • Autoreninformationen Ulrike Jureit, Dr. phil., Historikerin, seit 2000… open_in_new Mehr erfahren
  • Wasserzeichen ja
  • Verlag find_in_page Hamburger Edition HIS
  • Seitenzahl 350
  • Veröffentlichung 02.03.2015
  • ISBN 9783868546422

Andere kauften auch

Andere sahen sich auch an

info