Transit 34. Europäische Revue

Leszek Kolakowski zum 80. Geburtstag

2001 verbrachte die russische Journalistin Anna Politkowskaja im Rahmen eines Milena Jesenská-Fellowships drei Monate am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien und arbeitete an ihrem Buch über den zweiten Tschetschenienkrieg (deutsch 2003 erschienen unter dem Titel Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg). Sie wurde schon damals massiv bedroht. Als wir sie zu einem Treffen der Jesenska-Alumni im September 2006 einluden, antwortete sie nicht. Am 7. Oktober wurde sie in Moskau ermordet. Im Oktober 2007 wurde Leszek Kolakowski achtzig Jahre alt. 1959 an die Universität Warschau berufen, war er Verfechter einer Reform des Kommunismus, bis... alles anzeigen expand_more

2001 verbrachte die russische Journalistin Anna Politkowskaja im Rahmen eines Milena Jesenská-Fellowships drei Monate am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien und arbeitete an ihrem Buch über den zweiten Tschetschenienkrieg (deutsch 2003 erschienen unter dem Titel Tschetschenien. Die Wahrheit über den Krieg). Sie wurde schon damals massiv bedroht. Als wir sie zu einem Treffen der Jesenska-Alumni im September 2006 einluden, antwortete sie nicht. Am 7. Oktober wurde sie in Moskau ermordet.



Im Oktober 2007 wurde Leszek Kolakowski achtzig Jahre alt. 1959 an die Universität Warschau berufen, war er Verfechter einer Reform des Kommunismus, bis er 1966 aus der Partei ausgeschlossen wurde, 1968 seinen Lehrstuhl verlor und in den Westen emigrierte. Mit der Idee des Sozialismus hat Kolakowski sich schon früh beschäftigt. In seinem 1957 geschriebenen und von der Zensur unterdrückten ironischen Pamphlet "Was ist Sozialismus?" hält er dem kommunistischen Regime einen Spiegel vor. Fast fünf Jahrzehnte nach diesem – hier wiederabgedruckten – Meisterstück politischer Satire zieht Kolakowski in seinem Essay "Was vom Sozialismus bleibt" noch einmal Bilanz: "Dass sich der Marxismus in so gut wie allem geirrt hat", schreibt Kolakowski, "macht noch lange nicht die sozialistische Tradition obsolet. Und dass die sozialistischen Ideale missbraucht wurden, diskreditiert sie nicht schon. Schließlich haben sich sozialistische Werte mit liberalen verbunden und wurden im Rahmen demokratischer Marktwirtschaft verwirklicht." Sozialismus "als Ausdruck der Solidarität mit den Unterdrückten und sozial Benachteiligten" und als Korrektiv "das uns daran erinnert, dass es etwas jenseits von Konkurrenzkampf und Gier gibt, aus all diesen Gründen ist der Sozialismus – das Ideal, nicht das System – immer noch von Nutzen."



Editorial



Krzysztof Michalski

Die Zerbrechlichkeit des Ganzen



Leszek Kolakowski

Was ist Sozialismus? (1957)



Tony Judt

Dem allen Lebewohl?

Kolakowskis Hauptströmungen des Marxismus heute gelesen



John Gray

Vom Kommunismus zum Neokonservatismus

Zur Aktualität von Kolakowskis Hauptströmungen



Marci Shore

Familiendrama

Die Juden und der Kommunismus in Osteuropa



Anna Politkowskaja

Was habe ich Niederträchtige denn getan?



Mainat Abdulajewa

Der Preis der Wahrheit



Marie Mendras

Anna oder die Anprangerung der Gewalt



Jean-François Bouthors

Vom Sinn, den Annas Leben hatte



Anna Schor-Tschudnowskaja

Anna Politkowskaja: Berichterstattung über das unfassbare Böse

Eine Frage des Stils



Martin Malek

Auf schwarzen Listen

Putins Russland, Anna Politkowskaja und ihr Russisches Tagebuch



Nina Khrushcheva

Das Jahr der Angst

Russland nach Politkowskaja



Yulia Vishnevetskaya

Tschetschenien 2007. Photographien



Joschka Fischer

Europa und der Nahe Osten



Martin Hala

Von der Wandzeitung zum Blog

Meinungs- und Gedankenfreiheit in China heute



Zu den Autorinnen und Autoren

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