Das Jahrhundert des Populismus
Geschichte - Theorie - Kritik
"Der Populismus revolutioniert die Politik des 21. Jahrhunderts. Doch das wahre Ausmaß der von ihm bewirkten Umwälzungen haben wir noch nicht erfasst."
Der bekannte Historiker Pierre Rosanvallon entwirft eine bisher noch fehlende kohärente Theorie des Populismus. Er untersucht seine Attraktivität als Lösung für gegenwärtige Probleme, entfaltet seine Geschichte und unterzieht ihn einer gründlichen Kritik. Daraus resultierend skizziert er einen Alternativvorschlag für eine verallgemeinerte Volkssouveränität, die die Demokratie bereichert, anstatt sie zu vereinfachen und zu polarisieren: eine vitale Demokratie, die sich ständig selbst be- und hinterfragt. Denn nur durch permanente Anstrengung und Transparenz kann das populistische Projekt seine Attraktivität verlieren.
Pierre Rosanvallon ist Historiker, Professor am Collège de France und einer der bekanntesten Demokratietheoretiker unserer Zeit. Rosanvallons Bücher wurden in über 20 Sprachen übersetzt und in 26 Ländern publiziert. 2016 wurde ihm der Bielefelder Wissenschaftspreis im Gedenken an Niklas Luhmann verliehen.
EINLEITUNG DEN POPULISMUS DENKEN
Eine zu theoretisierende Realität
Die Anatomie des Populismus
Die drei Geschichten des Populismus
Zur Kritik des Populismus
Die Alternative
I ANATOMIE
1 Eine Auffassung des Volkes: das homogene Volk
Von der Klasse zum Volk
Sie und Wir
Die Macht eines Wortes
2 Eine Demokratietheorie: direkt, polarisiert, unmittelbar
Der Kult des Referendums und das Lob der direkten
Demokratie
Die polarisierte Demokratie
Der unmittelbare Ausdruck des Volkes
3 Ein Repräsentationsmodus: der Homme-peuple
Der lateinamerikanische Präzedenzfall
Die organische Führungsfigur
4 Eine Wirtschaftspolitik und -philosophie:
der Nationalprotektionismus
Die Rückkehr des politischen Willens
Eine Auffassung von Gerechtigkeit und Gleichheit
Der Protektionismus als Sicherheitsinstrument
5 Ein System der Leidenschaften und Emotionen
Die Faktoren dieser "Rückkehr der Emotionen"
Die positionsbezogenen Emotionen
Die verstandesbezogenen Emotionen
Die interventionsbezogenen Emotionen
Gibt es eine populistische Persönlichkeit?
6 Einheit und Vielfalt der Populismen
Der diffuse Populismus
Regime und Bewegungen
Rechtspopulismus und Linkspopulismus
II GESCHICHTE
1 Geschichte populistischer Momente (I):
Cäsarismus und illiberale Demokratie in Frankreich
Die Theorie des Plebiszits
Der Homme-peuple und das homogene Volk
Die demokratische Polarisierung
Die cäsaristische Kritik der Parteien
Eine "demokratische" Sicht der Einschränkung der
Pressefreiheit
2 Geschichte populistischer Momente (II): die Jahre 1890 – 1914
Das Referendum als Allheilmittel
Der Aufstieg des Nationalprotektionismus
Der gescheiterte Populismus
3 Geschichte populistischer Momente (III):
das lateinamerikanische Labor
Gaitán: eine Gründergestalt
Das peronistische Regime
Zur Bezeichnung des lateinamerikanischen Populismus
4 Begriffsgeschichte: der Populismus als demokratische Form
Strukturelle Aporie (I): das unauffindbare Volk
Strukturelle Aporie (II): die Zweideutigkeiten der
Repräsentativdemokratie
Strukturelle Aporie (III): die Wandlungen der
Unpersönlichkeit
Strukturelle Aporie (IV): die Definition des
Gleichheitsregimes
Grenzfälle der Demokratie: die drei Familien
III KRITIK
Einleitung
1 Die Frage des Referendums
Die Auflösung des Verantwortungsbegriffs
Entscheiden heißt nicht wollen
Die Vernachlässigung des Beratens
Ein Hang zum Unumkehrbaren
Das Schweigen über die normative Geltung der Referenden
Die paradoxe Enteignung der Demokratie durch das
Referendum
Den demokratischen Erwartungen entsprechen,
die der Referendumsidee zugrunde liegen
2 Polarisierte Demokratie versus potenzierte Demokratie
Demokratische Fiktion und Horizont der Einstimmigkeit
Die neuen Ausdrucksformen des Gemeinwillens
Die Macht des Beliebigen
Die Macht von niemandem
Demokratische und nicht bloß liberale Institutionen
3 Von einem imaginären Volk zu einer demokratischen Gesellschaft im Aufbau
Von der imaginären zur realen Gesellschaft
Das 1%
Populistisches Volk und demokratische Gesellschaft
4 Der Horizont der Demokratur: die Frage der
Unumkehrbarkeit
Philosophie und Politik der Unumkehrbarkeit
Polarisierung und Politisierung der Institutionen
Epistemologie und Moral der verallgemeinerten Politisierung
SCHLUSS DER GEIST EINER ALTERNATIVE
Anhang
Geschichte des Wortes "Populismus"
Bibliografie
Personenregister
Zum Autor
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- Artikel-Nr.: SW9783868549850110164