Das Ende des Endes der Geschichte

Post-Politik, Anti-Politik und der Zerfall der liberalen Demokratie

Covid-19, die Lockdowns und ihre Folgen haben einen Schlussstrich unter die vorangegangene Ära gezogen. Davon ist das Autorentrio überzeugt. Doch was kommt als Nächstes – und wie zerbröckelte der Neoliberalismus und verschwand die Politik der Mitte, die seit dem Ende des Kalten Krieges die Zentralräume der Welt beherrschten? Im Jahr 1989 verkündete Francis Fukuyama das "Ende der Geschichte". Mit dem Zusammenbruch des staatssozialistischen Modells hätten liberale Demokratie und Marktwirtschaft den endgültigen Sieg über ihren größten Gegner errungen. Die Öffnung neuer Märkte auf der ganzen Welt sollte der... alles anzeigen expand_more

Covid-19, die Lockdowns und ihre Folgen haben einen Schlussstrich unter die vorangegangene Ära gezogen. Davon ist das Autorentrio überzeugt. Doch was kommt als Nächstes – und wie zerbröckelte der Neoliberalismus und verschwand die Politik der Mitte, die seit dem Ende des Kalten Krieges die Zentralräume der Welt beherrschten?

Im Jahr 1989 verkündete Francis Fukuyama das "Ende der Geschichte". Mit dem Zusammenbruch des staatssozialistischen Modells hätten liberale Demokratie und Marktwirtschaft den endgültigen Sieg über ihren größten Gegner errungen. Die Öffnung neuer Märkte auf der ganzen Welt sollte der Globalisierung den Weg ebnen und alle ideologischen Konflikte in wachsendem Handel und Wohlstand untergehen lassen. Dies begründete eine Ära der Post-Politik und der Apathie der Bevölkerung.

Doch schon 2008 läutete die Finanzkrise ein Ende dieses Modells ein. Im Gefolge des Arabischen Frühlings zerbrachen im Nahen Osten die staatlichen Gebilde. Die geopolitische Rivalität zwischen China und den USA verschärfte sich. Politisch sehr unterschiedlich gelagerte Bewegungen wandten sich gegen die herrschenden Eliten, ein Phänomen, das Hochuli und seine Mitautoren als "Anti-Politik" im Gefolge der Post-Politik begreifen.

Mit dem Brexit und der Wahl von Donald Trump im Jahr 2016 wurde der Liberalismus in eine tiefe Krise gestürzt. Seine politische Autorität ist geschwunden, da er sich als unfähig erwiesen hat, den Lebensstandard der Mehrheit zu verbessern. Für die nahe Zukunft prophezeien die Verfasser drei miteinander konkurrierende Ideologien. Erstens ein Modell des Staatskapitalismus unter einer Mitte-Rechts-Koalition. Zweitens die Technokratie einer neuen linken Mitte, die die kulturellen Aspekte des Neoliberalismus verteidigt, den sie zu verachten vorgibt. Einen Vorgeschmack darauf gibt die Corona-Krise, in der Linksliberale auf Abriegelungsmaßnahmen setzen. Drittens könnte die extreme Rechte erstarken, wenn sie die Abkehr der Massen vom neoliberalen Modell für die Hinwendung zum starken Staat zu nutzen weiß.

Die Autoren schlussfolgern: So wie der Neoliberalismus eine unzureichende Lösung für die Krise der 1970er-Jahre war, so wird Anti-Politik auch die aktuelle Krise nicht lösen können. Was vielleicht eine Chance für einen neuen Sozialismus am Ende des Endes der Geschichte ergibt …



Alex Hochuli, geboren 1985 in São Paulo (Brasilien), arbeitet als Publizist und wissenschaftlicher Berater.

George Hoare, geboren 1984 in Reading (England), lebt als Forscher und Autor in London.

Philip Cunliffe, geboren 1980 in Bournemouth (England), ist Dozent für Politik und internationale Beziehungen an der Universität von Kent.

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