Das Hanselfingerhut-Spiel in Forst

Ethnografisches Portrait und kulturhistorische Rekonstruktion eines Brauchs

Forst an der Weinstraße - bekannt ist der Ort in der Pfalz vor allem aufgrund seiner Weißweine. Darüber hinaus wird - abgesehen von der coronabedingten Unterbrechung - in Forst jedes Jahr vor Ostern das Hanselfingerhut-Spiel aufgeführt. Überregionale Bekanntheit erlangte der Brauch, als er 2016 in das 'Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe' der UNESCO aufgenommen wurde. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde die lokale Brauchpraxis mit Filmkameras begleitet und die Genese des Brauchs sowie seine kulturpolitische Aushandlung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive analysiert. Während der ethnografische Film 'Schwarze Küsse,... alles anzeigen expand_more

Forst an der Weinstraße - bekannt ist der Ort in der Pfalz vor allem aufgrund seiner Weißweine. Darüber hinaus wird - abgesehen von der coronabedingten Unterbrechung - in Forst jedes Jahr vor Ostern das Hanselfingerhut-Spiel aufgeführt. Überregionale Bekanntheit erlangte der Brauch, als er 2016 in das 'Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe' der UNESCO aufgenommen wurde.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde die lokale Brauchpraxis mit Filmkameras begleitet und die Genese des Brauchs sowie seine kulturpolitische Aushandlung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive analysiert. Während der ethnografische Film 'Schwarze Küsse, Weißweinschorle' (48 Minuten; Download-Link im Buch) die Menschen portraitiert, die den Brauch vorbereiten und ausüben, liegt der Schwerpunkt der schriftlichen Auseinandersetzung auf einer kulturhistorischen Rekonstruktion der Ursprungserzählung, wie sie in Forst gepflegt, von den Medien reproduziert und, im Kontext des Kulturerbe-Prädikats, auch von der Deutschen UNESCO-Kommission nobilitiert wird.
Die Mikroanalyse verweist auf größere zeitliche, räumliche und soziale Zusammenhänge und macht sie am Fallbeispiel Forst verständlich. Die Rekonstruktion zeigt auf, welche Akteur:innen in die Entwicklung des Brauchs seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert involviert waren und welche Einflussfaktoren die Entwicklung des Brauchkomplexes beförderten.

Dr. Thomas Schneider, Studium an der JGU Mainz 1986 bis 1993: Volkskunde, Amerikanistik und Ethnologie, 1999 Promotion (Dissertation: 'Landwirtschaft in Hajós. Agrarhistorie und sozialer Wandel in einem ungarndeutschen Dorf.'), 1993 bis 2008 Wissenschaftlicher Mitarbeiter seit 2008 Studienberater für das Fach Kultur anthropologie/Volkskunde. Publikationen: (2014) 'Lass Dir die Fremde zur Heimat, aber die Heimat nie zur Fremde werden!' 62 Jahre St. Anna-Fest in Mähring - eine filmische Begegnung. 30 Min. [Mit Johanne Lefeldt & Michael Simon.]

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